Publikation: Das Büro (OFFICE ROXX)
Objektmöbel in öffentlichen Einrichtungen müssen Brandschutzanforderungen erfüllen. So weit, so gut. Wenn es um die richtige Klassifizierung des Brandverhaltens von Polstermöbeln geht, herrscht jedoch oft Unklarheit. Das Magazin Das Büro (heute OFFICE ROXX) berichtet in einem Artikel über das SMV-Brandschutzseminar, in dem erklärt wird, warum die in vielen Ausschreibungen geforderte Brandschutzklasse B1 keine Option ist.
Schwer entflammbar klingt gut – daher fordern Ausschreibungen oft die Brandschutzklasse B1 für Polstermöbel. Die gibt es aber nicht. Vermeintlich schwer entflammbare Sessel und Sofas können sogar brandgefährlich werden, erfuhr Sebastian Klöß während eines Brandschutzseminars beim Sitzmöbelhersteller SMV.
Nach der Definition der DIN 4102-1 bedeutet die Brandschutzklasse B1 schwer entflammbar. Damit ein Baustoff dieses Zertifikat erhält, muss er einen exakt vorgeschriebenen Test in einem Abbrennofen bestehen: Vier Proben werden kaminförmig aufgehängt, jede zehn Sekunden lang mit einem definierten Brenner unten angezündet. Am Ende muss eine unverbrannte Restlänge des Materials von mindestens 15 cm übrigbleiben, keine der vier Proben darf komplett verbrannt sein und die Rauchgase dürfen nicht heißer als 200 °C sein. Besteht ein Material – beispielsweise ein Stoff – diesen Test, gilt es als schwer entflammbar und enthält das entsprechende Zertifikat.
Ist der Brandschutz bei Polstermöbeln somit nicht ganz easy? Einfach einen Sessel ausschließlich aus je für sich B1-zertifizierten Materialien zusammenbauen, also B1-zertifizierter Bezug über B1-zertifiziertem Polster? Tatsächlich wird das in der Praxis oft fälschlicherweise getan. Keine gute Idee, wie ein Experiment später zeigen sollte. Eigentlich würde es sogar reichen, das B1-Zertifikat genau zu lesen, um zu erkennen, warum es für Polstermöbel keine Relevanz besitzt: Dort steht nämlich explizit: „Der Abstand zu anderen flächigen Materialien muss > 40 mm sein.“ Ein KO-Kriterium für Polstermöbel, in denen alle Materialien dicht auf dicht liegen. „Der Nachweis B1 ist für Polstermöbel nicht zu führen“, brachte es Holger Bräuer vom Brandhaus Rhein-Main auf den Punkt.
Während die DIN 4102-1 auf Baustoffe wie bahnenförmige Materialien, Dämmstoffe, Rohre und Vorhänge ausgelegt ist, gibt es spezielle Normen, um Möbel auf ihr Brandverhalten zu testen. Mit der DIN EN 1021 wird untersucht, welche Auswirkungen eine brennende Zigarette und eine 35 mm große Gasflamme (die ein Streichholz simuliert) auf der Sitzfläche des Möbels haben. Anspruchsvoller ist der sogenannte Papierkissentest, der in der Prüfnorm DIN 54341 definiert ist. Bei ihm wird auf die Sitzfläche ein genormtes Papierkissen gelegt. In dessen Inneren befinden sich fünf normgerecht geknäulte Papierknäuel aus einem vorgeschriebenen Papier, um das ein ebenfalls vorgeschriebener Papierbogen gelegt und normgerecht zusammengetackert wird. Dieses 100 g schwere Papierkissen wird angezündet.
Was dann passiert, offenbarte ein Versuch im Freien. Zunächst mit einem Sitz, der aus einem B1-zertifizierten Bezug und einem B1-zertifizierten Polster bestand. Also zweimal schwer entflammbar. Doch schwer entflammbar war diese Kombination keineswegs. Schnell fing sie Feuer, das Polster brannte durch. Dunkler, beißender Rauch stieg in großen Mengen auf. Ein Raum, in dem sich dieser brennende Sitz befände, wäre in Null-Komma-Nichts total verraucht – und eine tödliche Falle. Im Experiment musste mit Wasser gelöscht werden.
Von allein und schnell erlosch der Brand hingegen auf zwei brandschutzoptimierten Polsteraufbauten. Einer bestand aus schwerentflammbarem Polster und schwerentflammbarem Bezug, die aufeinander abgestimmt waren. Beim anderen befand sich zwischen schwerentflammbarem Polster und normalem Bezug eine Fireblocker-Schicht. Diese Sitze überzeugten nicht nur im Freiluftexperiment, sondern auch im Labortest nach DIN 54341. Um den zu bestehen und damit die Klassifizierung nach DIN 66084 P-a zu erhalten, muss die Flamme spätestens nach 15 Minuten selbst verlöschen. Außerdem darf sie die Rückenlehne nicht mehr als 45 cm übersteigen und keinen der Seitenränder erreichen. Das soll verhindern, dass das Feuer auf benachbarte Möbel, Wände oder Vorhänge übergreift.
B1 + B1 gibt nicht zwangsläufig Brandschutzklasse B1, sondern mitunter B2 (normal entflammbar) oder sogar B3 (leicht entflammbar). Das war die erschreckende Erkenntnis am Ende des Tages. Einige der anwesenden Fachhändler beschlich dadurch ein mulmiges Gefühl, hatten sie doch bislang mit gutem Gewissen Polstermöbel aus einzelnen, nicht gemeinsam brandschutzgetesteten B1-Materialien als schwer entflammbar verkauft. Ob solch ein Möbel tatsächlich schwer entflammbar ist, zeigt jedoch erst die Prüfung im Materialverbund.
Artikel: das büro #2.2018
Ganzen Artikel downloaden
Die B1 Brandschutzklasse ist nach der deutschen Norm DIN 4102 eine Einstufung des Brandverhaltens von Baustoffen. Der Begriff Brandschutzklasse B1 ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für die Baustoffklasse B1 (schwer entflammbar) nach DIN 4102-1.
Baustoffe der Baustoffklasse B1 dürfen nicht selbstständig weiterbrennen, wenn die Zündquelle entfernt wird. Materialien der Brandschutzklasse B1 brennen nur schwer oder gar nicht, wenn sie Flammen ausgesetzt werden. Sie sind schwer entflammbar. Zertifizierte Baustoffe der Brandschutzklasse B1 sind in öffentlichen Gebäuden erforderlich, um einer Brandausbreitung entgegenzuwirken.
Für Polstermöbel in öffentlichen Bereichen wie beispielsweise Hotellobbys, Wartebereiche oder Pflegeeinrichtungen reicht ein nach Brandschutzklasse B1-zertifizierter Schaumstoff oder Bezugsstoff allein nicht aus.
Die Brandschutzklasse B1 gemäß DIN 4102 ist eine allgemeine Klassifizierung des Brandverhaltens für Baustoffe und gilt für Materialien wie Wandverkleidungen, Dämmstoffe und Bodenbeläge. Das Prüfverfahren ist eine Brandschachtprüfung für einzelne Materialien.
Die DIN 66084 P-a ist eine Klassifizierung für Polsterverbunde (Kombination aus Bezug, Polster und gegebenenfalls Unterbau). In Kombinationsprüfungen wird das Brandverhalten kompletter Polstermöbel-Aufbauten getestet. Auf das Brandverhalten geprüft wird also der Materialverbund, wie er in Polstermöbeln real vorkommt.
P-a ist als höchste Brandschutzklasse für Polstermöbel in öffentlichen Bereichen ausschlaggebend. Diese Zertifizierung steht für schwer entflammbare Möbel – ihre Brandschutzeigenschaften lassen sich mit B1-Baustoffen vergleichen. Fordern Brandschutzexperten für Objekte eine Ausstattung gemäß Brandschutzklasse B1, sind Polstermöbel zertifiziert nach DIN 66084 P-a die richtige Wahl. Details zu den Testverfahren finden Sie im Beitrag über schwer entflammbare Möbel.
Brandschutzmöbel von SMV vereinen größtmögliche Sicherheit mit durchdachtem Komfort, funktionalem Design und individueller Anpassung – speziell für den Einsatz in öffentlichen, gewerblichen und sicherheitsrelevanten Räumen. Das Besondere: Alle SMV Brandschutzmöbel sind nach DIN 66084 P-a zertifiziert – der höchsten Brandschutzklasse für Polstermöbel. Damit erfüllen sie strengste Anforderungen und wirken im Ernstfall selbstverlöschend, wie etwa im Papierkissentest eindrucksvoll belegt.
Trotz dieser hohen Schutzfunktion müssen Sie keine Kompromisse bei Design oder Sitzkomfort eingehen: SMV setzt auf stilvolles Interieur, das sich optisch wie haptisch hochwertig präsentiert. Jedes Möbelstück entsteht als durchdachter Polsterverbund aus Materialien wie Fireblockern, Kaltschaum oder robustem Massivholz – geprüft durch unabhängige Labore.
Ob Loungesofa, Konferenzstuhl oder Barhocker – SMV bietet eine große Modellvielfalt, abgestimmt auf verschiedenste Einsatzbereiche, von Klinik über Hotel bis Open-Space-Büro. Ergänzt wird das Angebot durch maßgeschneiderte Lösungen, die sich flexibel an Raumkonzepte, Akustik-Anforderungen oder Corporate Design anpassen lassen.
Kurzum: SMV liefert Brandschutz in Bestform – sicher, schön und funktional.
Alle anstehenden Seminare und Anmeldeformulare finden Sie in unserer Terminübersicht.
Im SMV Brandschutzseminar erhalten Teilnehmende fundiertes Wissen über relevante Brandschutznormen für Polstermöbel, lernen Prüfverfahren kennen und erleben praxisnahe Demonstrationen zum Brandverhalten verschiedener Materialien.
Das Seminar richtet sich an Fachhändler, Sicherheitsingenieure, Architekten und alle, die sich mit dem Thema Brandschutz bei Objektmöbeln auseinandersetzen.
Für die Teilnahme werden Fortbildungspunkte bei Quality Office, dem Fachverband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit (VDSI) sowie diversen Architektenkammern vergeben.
Sie suchen zertifizierte Brandschutzmöbel für anspruchsvolle Projekte oder möchten Ihren Fachhandel mit schwer entflammbaren Design-Objektmöbeln abrunden? Gerne beraten wir Sie persönlich zu Ihrem Vorhaben.